September 2025

Ein Morgen ohne Muss – Zeit für mich statt Leistungsdruck

Zeit für mich? Klingt einfach. Doch als Lara allein am Frühstückstisch sitzt, bemerkt sie: Nichts tun fühlt sich ungewohnt an – und rührt an etwas viel Tieferes als bloss freie Stunden.

Nichts tun fühlt sich manchmal ungewohnt an.

Ein freier Morgen – und doch keine Ruhe 

Der Duft von frischem Kaffee liegt in der Luft. Lara sitzt allein am Frühstückstisch. Der Platz ihres Mannes ist leer, ebenso die Stühle der Kinder. Ein freies Wochenende nur für sie – eigentlich wollte sie es geniessen

Dort, wo normalerweise die Kinder sitzen liegt jetzt ein Stapel unbezahlter Rechnungen, daneben ihr Laptop. Sie könnte jetzt einfach gemütlich frühstücken, den Morgen vertrödeln, vielleicht in einem Buch blättern. Doch ihr Blick wandert immer wieder zum Computer. Der Impuls, «nur mal kurz zu arbeiten», ist so vertraut, dass sie ihn kaum bemerkt.

Wenn Arbeit zur Flucht wird

Sie denkt zurück an die letzten Monate: Termine, Projekte, Haushalt, Familie – alles lief wie ein Uhrwerk. Sie selbst funktionierte, Tag für Tag. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal etwas getan, was einfach nur ihr Freude machte? Ihr fällt nichts ein. 

Vielleicht ist es leichter, einfach wieder zu arbeiten – da kennt sie sich aus. Arbeit ist klar, vorhersehbar, kontrollierbar. Aber wenn sie innehält, muss sie sich mit der Frage auseinandersetzen: «Was will ich eigentlich? Was tut mir gut?» Und darauf hat sie keine schnelle Antwort. 

Langsam ins Fühlen kommen

Lara steht auf, verbannt den Laptop ins Nebenzimmer, giesst sich noch eine Tasse Kaffee ein und setzt erneut an den Tisch. Sie lässt den Blick durchs Zimmer wandern. Langsam werden die Gedanken leiser. Erste Ideen blitzen auf: «Vielleicht mal wieder malen… länger im Bett bleiben, ohne schlechtes Gewissen… einfach mit einer Freundin reden.» 

Doch dann meldet sich eine innere Stimme: «Darfst DU das überhaupt? Darfst DU dir einfach Zeit für dich nehmen?» Lara hält inne. Da ist er wieder – dieser alte Satz aus der Kindheit: «Nur wenn DU leistest, bist DU etwas wert.» Sie spürt, wie tief er sitzt und wie sehr er sie all die Jahre angetrieben hat. Dahinter liegt eine Sehnsucht, die fast schmerzhaft ist: angenommen zu sein, einfach so, jenseits von Leistung.  

Fokus auf die gewohnte Aktivität oder die ungewohnte Stille?

Was hinter Leistungsdruck wirklich steckt 

Mit dieser Erkenntnis steigt auch Trauer in ihr auf – Trauer darüber, wie lange sie diesem Satz gefolgt ist, ohne es zu merken. Wie oft sie ihre Bedürfnisse übergangen hat, um zu funktionieren. Und sie versteht plötzlich: Die Arbeit war nicht nur ein Pflichtgefühl, sondern auch Schutz. Solange sie beschäftigt war, musste sie sich diesen Fragen nicht stellen.

In der Psychologie spricht man von «Erfahrungsvermeidung» (Experiential Avoidance), wenn Menschen versuchen, unangenehme Gefühle, belastende Gedanken oder schmerzhafte Erinnerungen zu umgehen – oft, indem sie sich stark ablenken. Arbeit ist dafür ein besonders akzeptiertes Mittel: Sie vermittelt Sinn, Struktur und Kontrolle und verhindert, dass wir uns mit dem auseinandersetzen, was in unserem Inneren wirklich los ist. Kurzfristig kann das entlasten. Langfristig jedoch nimmt es uns die Möglichkeit, die wahren Ursachen unserer Unruhe zu erkennen – und etwas zu verändern (Hayes et al., 1996; Verywell Mind, 2022).

Mut, auf das Herz zu hören 

Jetzt aber ist Lara froh, dass sie Halt gemacht hat – dass sie nicht automatisch in den nächsten To-do-Punkt geflüchtet ist. Denn genau hier, in diesem stillen Moment, fühlt sie, dass sie zum Kern der Sache gelangt. 

Sie beschliesst, sich in der nächsten Zeit liebevoll sich selbst zuzuwenden. Mit kleinen Auszeiten, in denen sie einfach nur ist, zu experimentieren. Vielleicht sogar ein Coaching in Anspruch zu nehmen – um diesen alten Glaubenssatz zu transformieren und herauszufinden, wie sie ihr Leben so gestalten kann, dass es nicht nur «funktioniert», sondern sie wirklich erfüllt.  

Vielleicht kennst Du das auch: diesen kurzen Augenblick, in dem Du innehalten könntest – und dann doch wieder in den gewohnten Trott gehst. Was würde passieren, wenn Du Dich stattdessen heute entscheidest, einen Moment auf DEIN Herz zu hören und es neugierig zu fragen, was es jetzt wirklich braucht?

 

Weiterführende Blogartikel:

Entdecke, wie Gewaltfreie Kommunikation Dein berufliches und privates Umfeld und Dich selbst positiv beeinflussen kann. Lerne mehr darüber in unserem Newsletter, Blog oder bei einem unserer Infoabende oder Seminare. Sei dabei und gestalte mit uns eine Welt, die die Gefühle und Bedürfnisse aller berücksichtigt! 

Bildquelle: Canva