Mai 2025

Gesunder Egoismus - Warum Selbstfürsorge kein Luxus ist

Mal ganz offen gefragt: Fällt es Dir leicht, Deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen – oder meldet sich da sofort ein schlechtes Gewissen? Julia kennt diese innere Zerrissenheit nur zu gut. Als Teamleiterin jongliert sie täglich zwischen Meetings, Teamverantwortung und familiären Verpflichtungen. Sie ist engagiert, empathisch – und chronisch erschöpft.

Wieder einmal Ja, statt Nein gesagt?

An einem Dienstagmorgen sitzt sie im Büro, während ihr Kopf längst beim Elternabend ist. Ihre Kollegin fragt, ob sie kurzfristig ein zusätzliches Projekt übernehmen kann. Julia lächelt und sagt Ja. Wieder. Obwohl innerlich alles in ihr Nein ruft. „Ich will ja nicht unkooperativ sein“, denkt sie – und merkt nicht, wie sie sich selbst übergeht. 

Was passiert da eigentlich, wenn wir uns selbst ständig hintenanstellen? Und warum ist es so wichtig, gut für sich selbst zu sorgen? 

Schluss mit Aufopferung: Was Dir gesunder Egoismus wirklich bringt

Gesunder Egoismus wird oft mit Rücksichtslosigkeit verwechselt – dabei ist er das Gegenteil. Er bedeutet: Ich achte auf mich. Ich bin mir wichtig. Nicht auf Kosten anderer, sondern in Verbindung mit dem, was ich brauche. Es geht um Selbstfürsorge, Selbstliebe und darum, gesunde Grenzen zu setzen. 

Besonders Frauen neigen dazu, sich selbst zu übergehen – sei es aus Verantwortungsgefühl, Harmoniebedürfnis oder der Angst, egoistisch zu wirken. Doch diese ständige Selbstverleugnung fordert ihren Preis: Burnout, Gereiztheit, chronischer Stress oder sogar Depression. Eine Studie zeigt: Jede dritte Frau fühlt sich dauerhaft gestresst, verglichen mit jedem fünften Mann. Die Gründe? Häufig Doppelbelastung, Perfektionsanspruch und das tiefe Bestreben, es allen recht zu machen.

Wer seine eigenen Bedürfnisse ignoriert, läuft Gefahr, sich selbst zu verlieren. Nicht selten endet das in einem Zustand innerer Erschöpfung, in dem man nur noch funktioniert – aber nicht mehr lebt. Ein gesundes Mass an Egoismus schützt uns davor. Er hilft, rechtzeitig auf innere Signale zu hören, Grenzen zu setzen und die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden ernst zu nehmen.  

Ein gesundes Ego bedeutet Selbstverantwortung

Woran Du ein gesundes Ego erkennst 

Ein gesundes Ego hat nichts mit Selbstverliebtheit zu tun. Es zeigt sich in einem realistischen Selbstbild, innerer Stabilität und dem Vertrauen, den eigenen Weg gehen zu dürfen – auch wenn andere Erwartungen haben.

Julia beginnt das zu spüren, als sie sich in einer ruhigen Minute fragt: «Was brauche eigentlich ich, um kraftvoll durch meinen Tag zu gehen?» Die Antwort überrascht sie selbst: Weniger Meetings. Mehr Fokus. Mehr Nein. Sie spricht es im Teammeeting offen an – etwas nervös, aber klarer Haltung. Und plötzlich öffnen sich Türen, wo sie vorher nur Wände sah. 

«Ein starkes Ich ist die Basis für ein fähiges Wir.» 

Menschen mit gesundem Selbstwert sind nicht egozentrisch – sie sind klar, verlässlich und emotional zugänglich. Sie leben in Verbindung – nicht in Anpassung. 

Wie Du gesunden Egoismus lernst – Schritt für Schritt 

Es braucht oft Mut, alte Muster zu hinterfragen. Doch Selbstfürsorge ist nichts, was man „nebenbei“ lernt. Es ist ein Prozess – und jeder kleine Schritt zählt: 

  • Nein sagen lernen – auch wenn andere enttäuscht sind 
  • Grenzen setzen – und sie liebevoll, aber klar kommunizieren 
  • Pausen einplanen – nicht erst, wenn der Körper streikt 
  • Eigene Ziele verfolgen – auch wenn sie nicht jedem gefallen 
  • Selbstwert erkennen – sich selbst etwas gönnen, ohne Schuldgefühle
  • Verantwortung übernehmen – für das eigene Wohl, nicht für das Glück aller anderen 

Auch Julia beginnt, bewusster mit sich umzugehen. Eine Unterstützung dabei, ist für sie die Gewaltfreien Kommunikation. Dort findet sie den Schlüssel, um achtsamer mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen umzugehen – und sich selbst mit mehr Verständnis zu begegnen. 

Sie blockt nun einen Nachmittag pro Woche nur für sich – Spaziergang, Journaling, einfach Zeit zum Atmen. Anfangs fühlt es sich ungewohnt an. Egoistisch fast. Doch Woche für Woche merkt sie: Je besser ich für mich selbst sorge, desto mehr Kraft habe ich, für andere da zu sein. 

Fazit: Gesunder Egoismus als Schlüssel zur Balance 

Julia hat verstanden, dass gesunder Egoismus nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun hat. Es bedeutet, sich selbst wichtig zu nehmen – mit dem gleichen Respekt und der gleichen Fürsorge, die sie auch anderen entgegenbringt. Wenn sie heute Nein sagt, dann nicht, um jemanden abzuweisen, sondern um sich selbst treu zu bleiben. Indem sie auf ihre Grenzen achtet, schützt sie sich vor Überforderung und bleibt kraftvoll – für sich selbst und für die Menschen, die ihr am Herzen liegen.

Wenn Du lernen möchtest, wie Du diese Haltung in Deinem Alltag umsetzt, laden wir Dich herzlich ein zu unserem Retreat «Zeit für mich». Eine Auszeit für Menschen, die sich selbst ernst nehmen und lernen möchten, achtsam auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und ihre Zukunft bewusst zu gestalten. Denn: Nur wer gut für sich sorgt, kann langfristig auch für andere da sein. 

Quellen:
Studie: TK-Stressstudie 2021: «Entspann dich, Deutschland!»
Bilder: Canva