Klare Bitten formulieren: So bekommst Du eher, was Du willst
Kennst Du das? Du hast eine Bitte – und Dein Gegenüber reagiert nicht so, wie Du es Dir erhofft hast. Meist liegt das nicht am fehlenden Willen des Gegenübers, sondern daran, dass Deine Botschaft nicht klar genug war. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du klare, handlungsorientierte Bitten formulierst, die wirklich ankommen – und warum das nicht nur Deine Erfolgschancen, sondern auch Deine Beziehungen verbessert.

In meiner Zeit als Personalentwicklerin erlebte ich oft, dass Führungspersonen ihre Mitarbeitenden für ein Coaching anmeldeten. Auf meine Frage, welches Ziel sie damit verfolgten, bekam ich Antworten wie:
- «Mein Mitarbeiter muss flexibler werden.»
- «Die Führungskraft soll sich besser abgrenzen können.»
- «Die Mitarbeiterin soll nicht mehr so emotional reagieren.»
Wie sollten Mitarbeitende also wissen, welches Verhalten gewünscht ist – wenn es nicht einmal ihren Führungskräften klar war?
Das Grundproblem: Unklare Bitten führen zu Missverständnissen
Der häufigste Grund, weshalb wir nicht bekommen, was wir wollen, ist simpel: Wir formulieren unsere Bitten nicht präzise genug – und hoffen dennoch, dass der andere versteht, was wir meinen. Das führt selten zum gewünschten Ergebnis.Die Lösung: klare, erfolgsversprechende Bitten formulieren. Sie schaffen Transparenz, vermeiden Missverständnisse und erhöhen die Chance, dass unser Gegenüber freiwillig kooperiert.
Drei Kriterien für erfolgsversprechende Bitten
- Sei konkret statt vage
Formuliere Deine Bitte als erfüllbares Verhalten.
«Bitte ruf heute Nachmittag bei Kunde X an und frage, ob ihm die Offerte zusagt» funktioniert besser als «Mach Deinen Job richtig».
- Sag, was Du brauchst - nicht, was Du nicht willst
Statt «Sei nicht so zurückhaltend» lieber: «Bitte sag mir jetzt, welche Änderungsvorschläge Du zum Konzept hast.» - Formuliere im Hier und Jetzt. Das schafft Verbindlichkeit.
Statt «Ruf mich in Zukunft an, wenn Du Termine nicht halten kannst» lieber: «Können wir jetzt vereinbaren, dass Du mich anrufst, sobald Du merkst, dass Du einen Termin nicht einhalten kannst?»
Wahlfreiheit macht kooperationsbereit
Füge am Ende Deiner Bitte ein «o.k.?» oder «einverstanden?» hinzu. Das signalisiert, dass Dein Gegenüber eine Wahl hat. Menschen kooperieren eher, wenn sie es freiwillig tun.
Gewaltfreie Kommunikation (GFK): Die Theorie dahinter
Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg besteht aus vier Schritten:
- Beobachtung – den konkreten Anlass beschreiben
- Gefühle ausdrücken
- Bedürfnisse benennen
- Handlungsorientierte Bitte formulieren
Dieser Aufbau im Gespräch sorgt für Transparenz und Klarheit – und macht den Motivationsgrund hinter der Bitte sichtbar. Wenn Menschen verstehen, welchem Bedürfnis die Erfüllung der Bitte dient, steigt die Bereitschaft zur freiwilligen Kooperation erheblich.
Mit einer klaren Bitte sorgen wir dafür, dass keine Missverständnisse entstehen und beide Seiten genau wissen, welches Verhalten gewünscht ist.
«Gib anderen eine Chance, sag was Du willst.» Marshall B. Rosenberg
Passt die Bitte zu Deinem Bedürfnis?
Bevor Du eine Bitte aussprichst, frage Dich: «Erfüllt diese wirklich mein Bedürfnis?» Wer Wertschätzung möchte, sagt besser: «Bitte sag mir, was Dir am Konzept gefallen hat» statt «Bitte gib mir Feedback zum Konzept».Klare Bitten sind der Schlüssel zu besseren Beziehungen – und sie beginnen bei uns selbst. Wenn wir unsere Bedürfnisse kennen und in konkrete, erfüllbare Bitten übersetzen, steigt die Chance, dass wir bekommen, was wir wollen – ohne Druck, ohne Drohungen und mit echter Kooperation.
Probiere es aus: Formuliere heute eine Bitte klar, konkret und im Hier und Jetzt – und erlebe, wie positiv sich das auf die Kooperationsbereitschaft auswirkt. Beruflich wie privat.
Weiterführende Artikel:
Entdecke, wie Gewaltfreie Kommunikation (GFK) Dein berufliches und privates Umfeld positiv beeinflussen kann. Lerne mehr darüber in unserem Newsletter, Blog oder bei einem unserer Infoabende oder Seminare. Sei dabei und gestalte mit uns eine Welt, die die Gefühle und Bedürfnisse aller berücksichtigt!